Horst Lothar Renner

hier und jetzt

hier und jetzt

schon tage vorher
die einfachen rezepte genossen
das samtige rot
                         und das scharfe
denn rot nie erschaut
nur geschmeckt
auch die landschaft skizziert
konkav und konvex
braun braun
                    und das grün der oliven
und welle um welle
     aus erde
     aus sand
     aus dürrem gras
und welle um welle
abgewettert
gelandet im weinberg
im mittelpunkt
                       des vollen geschmacks
bei essig und öl
der reduktion
den luxus entlockt
und neues erfunden
doch nie gedacht
                            an überlieferte grösse
der tod ist ein schlechter beginn
und ein schlechter beginn ist das leben
die partitur
                  die unvollendete
zur seite gelegt
nur dem singen gelauscht
dem singen der bäume
                                     der wälder
kein lied ohne text
kein text ohne sinn
ein lied ohne worte
                               spricht trotzdem
wie hier und jetzt
wie vorher und davor
wie später
                 und immer später
im sein liegt die wahrheit
im hiersein
im stein
             im mauerrest
                                   im alten gebäude
ein strahl vergräbt sich im grauen verputz
das kupferdach spiegelt meander
befreit von der zeit
zeitlos
die endliche zeit
                            gefunden
im labyrinth der lorbeerhecken
die träume
                   dann leider verloren
und öl und essig
                           zum fliessen gebracht
über grüne blätter und rote
     wie bitter und süss
     wie körper und seele
     wie fühlen und denken
     wie gestern und morgen
und wein getrunken
hier
       und jetzt
 

 hlr